Zeitgedanken 2

Zeitgedanken 2

1. Der Himmel brennt,

der Boden ist vom vielen Blut der Fliehenden getränkt.

Der Menschen Leben vielerorts von Unaussprechlichen gelenkt.

2. Die Spiegel blind vom Hass und Zorn der Zeit,

Als einzig Hoffnung, nur noch die Hoffnung selber bleibt.

3. Sieh dich ruhig um, sieh an, wie unsere Welt zerfällt …

und mancher Ort – ein Kind in Blut gebadet, frierend, hungrig –

nur noch die Asche seiner Eltern –

in seinen kleinen Händen hält.

4. Das, was du siehst,

passiert nicht irgendwo an einem fernen Ort.

Das Leid kam zu uns und geht nun nicht mehr fort.

5. Du kannst es ansehen,

in seinen müden Augen,

erschöpft ist auch sein Gang,

vom langen, angstzersetzen Laufen,

von einem einst so stolzen Menschen

– mit selbstbewusstem Sein –

ist alles, was nun übrig ist,

ein Hauch im letzten Schein.

6. Früher – sah man noch ein lachendes Gesicht,

friedlich und erschöpft von alltäglich Arbeit und Leben Daheim.

Doch nun sind da nur Schatten,

wo ehemals ein Licht.

Aus Grübchen wurden Gruben,

Erlebtes, so unfassbar – fraß sich tief hinein.

7. Der Krieg schickt nicht nur Waffen,

Er kämpft auch nicht allein,

Krieg brennt sich in die Seelen,

Krieg kennt kein Recht, kein Nein.

8. Er lenkt der Menschen Boote mit Angst und Glaube nur,

sie schaukeln, kentern durch die Meere,

vor Tränen schon halb blind.

Und ihre stillen Stimmen,

hört bald nur noch der Wind.

9. Und zu den Küsten jener,

die noch in „Frieden“ leben,

dort wollen sie an Land.

Und lebend kommt nicht Jeder …

Auch dort steht eine Wand.

10. Die Wand ist nicht aus Steinen,

so wie einst in diesem Teil der Welt.

Nein, diese sind aus Menschen,

mit Stacheldraht vorm Zelt.

11. Und täglich strömt der Regen

und wäscht der Erde Blut,

im Licht der Abendsonne,

im Licht der Abendglut.

Kerstin Kant, Düsseldorf 8.06.2016/ 10.06.2016, Daheim