Familie und Heimat – von Mohammad aus Kundus/ Afghanistan
- Ich liebe meine Familie, weil sie mich groß gezogen hat.
Doch leider gab uns das Leben kein gutes Blatt.
Ich liebe meine Mutter, weil sie mich in ihre Arme genommen hat,
wann immer sie Zeit hatte, mit mir gesprochen hat. - Und manche Tage ist sie mit mir in den Park gegangen,
wo wir zusammen spielten, wo sie für mich sang.
Noch heute vermisse ich ihre Nähe,
ihre Stimme, die nach Liebe klang. - In Afghanistan, ein Land, das gegensätzlicher nicht sein kann,
war meine Kindheit von den Taliban geprägt,
ich konnte nicht zur Schule gehen,
und meine Zukunft war nicht zu sehen. - Mit Kalaschnikow bedrohten sie uns,
verbrannten unsere Schulen,
sie sperrten unsere Frauen ein,
große Angst war in uns und hinter jedem Stein. - Jetzt bin ich hier, fühle mich frei.
Die Schwere der Angst fällt langsam ab,
schwer war sie, schwer wie Blei,
Das Leben wurde heller, Tag für Tag. - Die Liebe zu meiner Familie, gibt mir die Kraft,
die mich in Afghanistan verlassen hat,
Hier kann ich mit meinen Kindern spielen,
am Samstag zum Sport oder gar zum Schwimmen,
Dinge der Freiheit, die wir sehr lieben. - Und doch ist mein Herz immer noch schwer,
ich muss ich oft an Mutter und Vater denken,
die im Iran keinen Frieden finden,
Dort können sie leben, doch sind sie nicht sicher,
denn ohne Ausweis und Identität kann man niemanden finden.
Gedicht von Mohammad, geschrieben im Integrationskurs für Alphabetisierung 2017, in Zusammenarbeit mit Kerstin Kant, Kursleitung, Träger VHS Düsseldorf